Der Gender Hund, er muss mal auf die Wiese, Schatz!
„Ich habe meinen Hund doch nicht, um ihn mit Regeln zu quälen! Ich will die pure wilde Freiheit spüren!“, sagte mein damaliger Freund und saß mit meinem Hund im Arm auf der Couch vorm Fernseher. Reicht schon, dass ich mich im Job allem beugen muss, der Hund soll das nicht müssen!“
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Und somit rief er die totale Amnestie für meinen Hund aus, Bella durfte ins Bett, auf die Couch, bekam Essen vom Teller. Das ging sogar so weit, dass die beiden zum Mitternachtsimbiss, Arm in Arm - vorm Kühlschrank saßen und sich die feinsten Leckerbissen teilten.
Das gab es noch nie in meinem Hundehalterleben!
Während er für sich die totale Verwöhnung des Hundes in Anspruch nahm, fiel mir die Rolle als „Bad Cop“ zu, denn bei mir musste Bella "funktionieren" und zwar aufs Wort!
Gab es in meinem Frauen-Single Leben ein straffes und gut organisiertes Regime bezüglich des Hundes und die klar definierten Ansprüche an diesen, wirbelte die neu hinzugefügte männliche Komponente nun alles durcheinander und stellte alle meine Regeln auf den Kopf und in Frage.
Bella fand das natürlich super und schloss sich dem "neuen" Menschen in unserem Leben gerne an, was aber scheinbar nichts an ihrer tiefen Verbundenheit zu mir änderte. Ich war darüber erstaunt und auch etwas erleichtert.
Und während ich mir das wachsende Zusammenspiel der Beiden betrachtete, schaute ich mich in meinem hundehaltenden Freundeskreis um und stellte fest das diese „Rollenverteilung“ des Öfteren vorkam.
Dass Männer und Frauen oft unterschiedliche Anforderungen und Vorstellungen an ihre Hunde haben, hatte ich schon vermutet.
Je mehr die Frau auf klare und strikte Regeln in der Hundehaltung achtete, umso mehr waren die Beziehungs-Männer auf die Freiheiten des Hundes bedacht.
Auch wenn der Hund Kindersatz für die Frau ist, umso höher ist der Anspruch des Mannes an den Hund und umso perfekter muss der Hund seine Aufgaben für den Mann erfüllen.
Ist das wirklich so?
Gendrifizieren wir unseren Hund?
Gibt es wirklich eine geschlechtsspezifische Aufgabenteilung und Anspruchstellung beim und am Hund? Oder profilieren wir unsere Neurosen über unseren Hund?
Während mein Freund sich die, in meinen Augen, angenehmen Dinge in der Hundehaltung vorbehielt, fielen mir eher die einfachen Dinge des Lebens zu, Bürsten, Baden, Füttern, Gassi gehen.
Ich war oft neidisch auf die Freiheit in der Mensch-Hund-Beziehung zwischen meinem Freund und meiner Bella, die scheinbare Leichtigkeit, mit der sie funktionieren durften und diese für sich in Anspruch nahmen.
Während er einfach nur den Hund genoss, war ich meinem Zwang unterworfen, den perfekt erzogenen Hund haben zu müssen, den Hund, um den mich alle beneideten, von dem sich alle wünschten, dass ihrer so wäre wie meiner, weil seine Anerkennung mein ganzer Stolz war.
Was ich oft nicht sah oder sich meinem Blick verschloss, es ging meinem Freund genauso.
Er beneidete mich dafür, dass meine Bella mich so perfekt lesen konnte, anhand meiner Körpersprache schon wusste, was ich von ihr als Nächstes wollte und wir uns wortlos verstanden - sie auf den ersten „Blick“ auf mich „hörte“ und seine Autorität damit unzulänglich erscheinen ließ, indem sie ihn draußen einfach ignorierte und was er dann mit einem: “Ja, lauf du nur zu Frauchen,“ kaschierte.
Ich begann mich zu fragen, ob die unterschiedlichen Ansprüche, die mein Freund und ich an Bella stellten, mein Tier verwirrten oder ein verändertes Verhalten bei ihr hervorrufen würden.
Aber ich konnte nichts dergleichen feststellen. Im Gegenteil, ich war eher von der Leichtigkeit, mit der sie uns beide zu nehmen wusste, überrascht.
Ob sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede nun in der Single-Hundehaltung oder ausschließlich in der Pärchen-Hundehaltung manifestieren, konnte ich nicht feststellen, da sich meine Ansprüche während der Beziehung in Bezug zu meinem Hund nicht geändert haben.
Ob es nun einen generellen Unterschied zwischen den Geschlechtern in der Hundehaltung gibt, war unserem Hund vollkommen egal.
Hauptsache war, dass seine Grundbedürfnisse erfüllt wurden, von wem und wie spielte keine Rolle.
Sollten wir uns nicht viel mehr auf unseren Enthusiasmus zurückbesinnen und unseren Hund einfach genießen, egal welchen Platz er in unserem Leben grade einnimmt.
Welcher Haltungstyp seid ihr, eher die freiheitsliebenden „Marlboro-Cowboys“ oder doch die regelkonformen „Adrian Monk‘s“?
Welche Rolle nimmt euer Hund in eurem Leben ein?
Glaubt ihr, dass es einen Unterschied in der Hundehaltung zwischen den Geschlechtern gibt?
Bilder mit freundlicher Genehmigung von mopskekserei